Worte zum Wissen, Taten zum Zeigen.
Bleib einen Schritt voraus. Lerne diese Begriffe und triff sichere Entscheidungen für ein unvergessliches Erlebnis.
.gif)
Konsens
Was bedeutet “Konsens”?
Nur ja heißt ja! Konsens = Zustimmung, Einverständnis, Einwilligung
Eine Handlung, die mit Konsens ausgeübt wird, geschieht einvernehmlich.
Konsens und Sex
Konsens unterscheidet Sex von sexualisierter Gewalt. Somit ist eine sexuelle Handlung, die ohne Konsens aller beteiligten Personen ausgeübt wird, sexualisierte Gewalt.
Die Grundvoraussetzung für Konsens ist die Fähigkeit, Einwilligung zu erteilen. Steht eine Person unter Einfluss von legalisierten oder illegalisierten Substanzen, kann diese Fähigkeit beeinträchtigt sein. Ist die Person bewusstlos, kann die Einwilligungsfähigkeit niemals gegeben sein. Dies gilt auch, wenn die Person zuvor im Bewusstseinszustand eingewilligt hat.
Konsens und Substanzkonsum
Das Prinzip des Konsens kann auch auf Substanzkonsum übertragen werden.
Einerseits ist die unwillentliche und/oder unwissentliche Verabreichung von legalisierten oder illegalisierten Substanzen (auch Spiking genannt) selbstverständlich ebenfalls eine Handlung, die ohne Konsens ausgeübt wird.
Andererseits wird sexualisierte Gewalt wiederum häufig an Personen ausgeübt, denen vorher Substanzen unwillentlich und/oder unwissentlich verabreicht wurden.
Konsens im Club thematisieren
Sexualisierte Gewalt und Spiking finen leider auch im Nachtleben statt. Gerade deshalb können Clubbetreiber*innen und -personal das Prinzip verinnerlichen und den Besucher*innen weitergeben. Zum Beispiel über Plakate auf den Toiletten oder am Eingang kann das Prinzip sehr einfach dargestellt nd vermittel werden. Handlungsempfehlungen wie das F-R-I-E-S-Prinzip erklären praktisch, wei Konsens eingeholt werden kann.
Handle nach dem F-R-I-E-S-Prinzip!
F - FREELY GIVEN Beide Partner haben die Freiheit, ja oder nein zu sagen. Die Zustimmung beinhaltet keine Art von Druck, Gewalt oder Manipulation!
R - REVERSIBLE Jeder*r kann die eigene Meinung jederzeit ändern, auch wenn man sich gerade mitten in der Zuneigung befindet!
I - INFORMED Beide Partner müssen jedes Mal genau wissen, wozu sie ihre Zustimmung geben!
E - ENTHUSIAStiC Beide Partner sollten begeistert und sehr interessiert an dem sein, was geschieht.
S - SPECIFIC Jede Zuneigung bedarf eindeutiger Zustimmung. Auch wenn ihr es schon einmal gemacht habt.
Spiking
Was ist “Spiking”?
Der Begriff Spiking kommt aus dem Englischen und beschreibt die Praxis einer betroffenen Person K.O.-Tropfen ohne ihr Wissen und ihre Zustimmung in einen Drink oder Essen zu mischen. Wird eine Substanz über eine Nadel injiziert, spricht man von Needle Spiking. Die Substanzen werden den Betroffenen zugeführt, um diese zu betäuben und hilflos zu machen. In vielen Fällen folgen solchen Verabreichungen übergriffiges Verhalten, Gewalt, Diebstahl oder andere Vergehen.
Substanzen/K.O.-Tropfen
K.O.-Tropfen sind psychoaktive Substanzen, die in der Regel eine betäubende Wirkung aufweisen. Die unterschiedlichen Wirkstoffe sind meist relativ geruch-, farb- und geschmacklos und können durch den Geschmack von Mischgetränken überdeckt werden. Neben vielen weiteren Substanzen werden vor allem GHB und GBI, Ketamin, verschiedene Opioide und Benzodiazepine als K.O.-Tropfen eingesetzt.
Auch das Hinzufügen von Alkohol ohne die Zustimmung der betroffenen Person gilt als Spiking, da es sich um eine Verabreichung ohne Konsens handelt und darauf abzielt, Kontrolle und Handlungsfähigkeit der betroffenen Person einzuschränken.
Einnahme und Wirkung
Jede*r kann Opfer von K.O.-Delikten werden, überwiegend sind aber junge Frauen und Mädchen betroffen. Die Substanzen können pulverförmig oder in flüssiger Form verabreicht werden und die erste Wirkung setzt in der Regel nach ca. 10-20 Minuten ein. Das Wirkungsspektrum ist vielseitig und variiert je nach Substanz, Menge und betroffener Person. Die meisten betroffenen berichten von Kontrollverlust, Gleichgewichtsstörungen, Muskelzuckungen, Sehstörungen, Übelkeit, unverhältnismäßiger geistiger Verwirrung, Gedächtnisverlust, Bewegungsunfähigkeit, bis hin zu kompletten Blackouts und Bewusstlosigkeit.
Was können wir tun?
Verlässliche und vertrauenswürdige Anlaufstellen für betroffene Personen und potentielle Täter und einen langfristigen Wandel sozialer Strukturen, an dem wir alle teilnehmen müssen. Grundsätzlich gilt: Das Einzige worauf ich zu 100% Einfluss habe, ist die Entscheidung, Täter*in zu werden.
Seht bei How to have a good night Anregungen außerdem, wie persönliche Chancen auf Übergriffe zusätzlich minimiert werden können.
Rechtliches und Nachweisbarkeit
Das heimliche Verabreichen von K.O.-Tropfen oder psychoaktive Substanzen sind Körperverletzung und eine Straftat. Es gibt keine verlässlichen Informationen darüber, wie viele Menschen jährlich Opfer von K.O.-Tropfen werden. Das liegt an der kurzen Nachweisbarkeit und an anderen Gründen wie unzureichende verantwortliche Institutionen und der Scham, einen Übergriff anzuzeigen.
SAFER SPACE
Was ist Safer Space?
Ein Safe Space ist ein Raum, in dem alle Menschen, auch marginalisierte Communities und/oder Menschen, die im Alltag häufig Diskriminierungen erfahren, Platz finden und zusammentreffen können. Dort können sich diese Menschen sicher fühlen, frei entfalten und müssen keine Angst vor jeglicher Form von Diskriminierung und Gewalt haben. *Achtung: Wir verwenden die Bezeichnung “Safe Space” bewusst nicht. Warum eigentlich? →
SafeR Space
Es ist schlichtweg utopisch, einen Raum als “safe” zu bezeichnen, da er wahrscheinlich nie zu 100% für alle sicher sein kann. Strukturelle Gewaltverhältnisse können in einem SafeR Space nicht gänzlich aufgelöst werden. Es herrscht aber eine Politik der Awareness (=Bewusstheit), um Angriffsflächen und Reibungspunkte für marginalisierte Communities und diskriminierungserfahrende Menschen zu vermindern.
Clubs als SafeR Spaces
Clubs, Bars und Festivals bergen das Potential, SafeR Spaces zu sein. Menschen, die Teil marginalisierter Communities sind, können sich im Alltag bzw. in der Gesellschaft meist nicht frei entfalten, da sie dort Disrkiminierung und strukturelle Gewalt erfahren. Für sie können Orte des Nachtlebens wichtige Räume mit einer identitätsstiftenden Wirkung sein, in denen sie Kontakte knüpfen und sich ausleben können. Damit geht auch eine gewisse Verantwortung einher.
Clubs als SafeR Spaces
Es sollte im Interesse der Veranstaltungen liegen, dass sich ihre Besuchenden so sicher wie möglich fühlen können. Um dies zu fördern, können sie verschiedene Überlegungen anstellen, einige Ideen sich zum Beispiel:
All-Gender Toiletten
möglichst barrierearme Infrastruktur
inklusive, deeskalative Türpolitik
Diversität von Organisation über das Personal bis zu den Acts
Initiativen zur Prävention von sexualisierter GEwalt
Präsenz von Awareness Teams
Gratis Menstruationsprodukte auf Toiletten
Gratis Zugang zu Wasser
SEXUALIZED VIOLENCE
SEXUALIZED
VIOLENCE
Was ist sexualisierte Gewalt?
Sexualisierte Gewalt ist Gewalt, die gezielt durch sexuelle Handlungen ausgeübt wird. Das schließt körperliche und/oder psychische Handlungen, Grenzüberschreitungen und Machtdemonstrationen ein. Sexualisierte Gewalt gegen Frauen* und Mädchen* ist kein individuelles Problem, sondern ein gesellschaftliches. Sie ist im Zusammenhang mit dem Machtungleichgewicht zwischen den Geschlechtern zu verstehen.
Was gehört zu sexualisierter Gewalt?
Sexualisierte Gewalt beginnt, wenn Frauen* und Mädchen* auf ihren Körper reduziert und gedemütigt werden. Es gibt viele verschiedene Formen sexualisierter Gewalt, zum Beispiel:
anzügliche Blicke
sexistische Bemerkungen
Nicht-Beachten der Intimsphäre
unerwünschte Berührungen
Androhung sexualisierter Gewalt
sexuelle Nötigung
Zahlen, Daten, Fakten
- Jede 7. Frau in Mitteleuropa erlebt mindestens einmal in ihrem Leben sexualisierte Gewalt in strafrechtlich relevanter Form.
- 35% aller Frauen in Österreich haben sexuelle Belästigung erlebt.
- Opfer von Vergewaltigungen sind zu 99,1% weiblich.
- Nur etwa 5% der Fälle werden in Österreich angezeigt.
Sexualisierte Gewalt im Nachtleben
Sexualisierte Gewalt kommt in allen möglichen Situationen des alltäglichen Lebens vor - am häufigsten im privaten Umfeld, aber vor allem dann, wenn es unterschiedliche Machtpositionen gibt.
Legalisierte und illegalisierte Substanzen können Machtgefälle verstärken bzw. verschieben. In Clubs gibt es dunkle Räume, welche neben positiven Aspekten auch das Potenzial bergen, übergriffiges Verhalten unsichtbar oder unkontrollierbar zu machen.
Gerade deshalb ist es wichtig, präventiv gegen sexualisierte Gewalt im Nachtleben vorzugehen sowie Unterstützungsangebote für Betroffene zu schaffen.
Sexualisierte Gewalt im Nachtleben
Laut der europaweiten Studie der Initiative SEXISM FREE NIGHT sind weniger offensichtliche Formen sexualisierter Gewalt wie sexistische Witze und Anmachsprüche, Anstarren oder unerwünschte sexualisierte Kommentare im Nachtleben in hohem Maße normalisiert und weit verbreitet. 46% der Frauen und 30% der transgeschlechtlichen und nicht-binären Personen gaben an, immer oder sehr oft irgendeine Form von sexualisierter Gewalt erlebt zu haben, wenn sie nachts unterwegs waren.
74,8% der Frauen und 65,7% der Menschen mit trans- und nicht-binären Geschlechtsidentitäten berichteten, dass sie Angst vor sexuellen Übergriffen im Nachtleben haben.
88% der Männer gaben an, keine solche Angst zu haben.
ACTIVE BYSTANDER
ACTIVE
BYSTANDER
Was ist ein Bystander?
Ein Bystander ist eine Person, die bei einem Ereignis anwesend ist und dieses wahrnimmt.
Active (/Passive) Bystander
Wir alle sind Bystander – jeden Tag passieren Dinge, die wir wahrnehmen. Irgendwann kann jedoch sein, dass eine Person sich in einer Gefahrensituation befindet. Wenn dies geschieht, können Bystander sich entweder dazu entscheiden, etwas zu tun oder zu sagen (und ein Active Bystander zu werden), oder es einfach zu lassen (und ein Passive Bystander zu bleiben).
Bystander Intervention
Wenn wir intervenieren, signalisieren wir den Personen, die Andere in eine unangenehme Situation bringen, dass ihr Verhalten inakzeptabel ist. Wenn solche Botschaften in unserer Gemeinschaft ständig verstärkt werden, können wir die Grenzen dessen, was als akzeptabel gilt, verschieben und problematisches Verhalten reduzieren.
Bystander Effect
Der sogenannte “Bystander Effect” beschreibt das Phänomen, dass die Wahrscheinlichkeit einer aktiven Bystander Intervention sinkt, wenn mehrere Bystander in einer Gefahrensituation anwesend sind.
Active Bystanders im Nachtleben
Im Idealfall entsteht in einem Club oder bei einer Veranstaltung ein Gefühl von Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit.
Die Besuchenden, das Personal, sowie alle, die anwesend sind, sind dabei potenzielle Bystander. Wenn diese einen Fall von sexualisierter Gewalt, Spiking, Diskriminierung oder anderen Gewaltformen beobachten, ist es ihre Verantwortung, zu einem Active Bystander zu werden, sich mit der betroffenen Person zu solidarisieren, gewaltsames Verhalten nicht unsichtbar zu lassen und somit das Nachtleben zu einem besseren Ort zu machen.
DIVERSITY
Was bedeutet Diversity?
Der Begriff stammt aus dem Englischen und kann mit “Vielfalt” oder “Vielfältigkeit” übersetzt werden. Diversity fordert den bewussten Umgang mit Vielfalt und die Wertschätzung und Anerkennung einer diversen Gesellschaft – die Vielseitigkeit von Menschen und Lebensformen wird als Bereicherung angesehen.
Diversity als Konzept
Diversity als organisatorisches und gesellschaftspolitisches Konzept hinterfragt den Umgang mit Vielfalt in unserer Gesellschaft und setzt sich für einen wertschätzenden, respektvollen Umgang mit Verschiedenheit und Individualität aller Menschen ein.
Diversity-Ziele
Das Konzept setzt sich für den Abbau von Diskriminierung, Benachteiligungen und die Förderung von Chancengleichheit ein, als oberstes Ziel gilt die Gleichbehandlung aller Menschen. Unterschiede und eine bunte, diverse und heterogene Gesellschaft werden als Chance und Vorteil gesehen.
Dimensionen von Diversity
Diversity bezieht sich auf sichtbare und unsichtbare Merkmale jedes Menschen, von denen unabhängig alle Menschen die gleiche Wertschätzung erhalten sollen. Da unterschiedliche Ausprägungen von Identitätsmerkmalen (bzgl. Geschlecht, sexuelle Orientierung, Herkunft etc.) aber ungleich bewertet werden, entstehen hierarchische Beziehungen. Zugehörigkeiten sind somit in gesellschaftlichen Machtverhältnissen verortet und beeinflussen die Identität und den Einfluss eines Menschen.
Umsetzung von Diversity
Aufgrund dieser hierarchischen Zusammenhänge bedeutet die Umsetzung von Diversity vor allem, gesellschaftliche Herrschaftsverhältnisse zu reflektieren. Der Diversity-Ansatz geht von einer mehrdimensionalen Perspektive aus, Individuen sind durch ihre Unterschiede und Gemeinsamkeiten einer großen Anzahl verschiedener Gruppen angehörig. Damit thematisiert Diversity nicht nur die Unterschiede, sondern auch die Gemeinsamkeiten zwischen Menschen.
Diversity im Nachtleben
Die Musikindustrie und Clubszene wurden stets maßgeblich durch den Einfluss verschiedener Gruppen mit unterschiedlichsten Merkmalen und Zugehörigkeiten geprägt und bleiben ständig dadurch bereichert. Indem der Status quo aufgebrochen wird und Menschen und Orte dazu gebracht werden, sich selbst und ihren Einfluss zu hinterfragen, kann eine diversitätsorientierte Organisationsstruktur im Betrieb auch beim Streben nach SafeR Spaces helfen.
Trotzdem erleben viele Menschen im Nachtleben regelmäßig diskriminierende Umstände.
Rechtliches
Diversity ist aber nicht nur “nice to have” – also eine nette Idee. Diversity ist in verschiedenen Gesetzen auf nationaler und internationaler Ebene verankert.
Hier einige wichtige Gesetze:
UN-Menschenrechte (Art. 1,2, 7, 8, 23)
Europäische Menschenrechtskonvention (Art. 14)
Bundesverfassungsgesetz (Art. 7)
Bundesgesetz über die Gleichbehandlung
Bundesgesetz über die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen
Tiroler Antidiskriminierungsgesetz
SLUT SHAMING
SLUT
SHAMING
Was ist Slut Shaming?
Slut Shaming bezeichnet die Abwertung von Personen, basierend auf ihrer Sexualität und ihrem sexuellen Verhalten, mit dem Ziel, Schamgefühle zu vermitteln und soziale Kontrolle auszuüben.
Wen betrifft es?
Slut Shaming betrifft grundsätzlich weiblich gelesene Personen. Wenn diese Spaß an Sex demonstriere, offen über ihre Sexualität sprechen und sich entsprechend kleiden, werden sie als “Schlampe” bezeichnet. Damit wird die Person abgewertet und für ihr unangepasstes Verhalten bestraft. Sie soll sich für ihre Sexualität schämen und ausgegrenzt werden. Weiblich gelesene Personen wird außerdem häufig sexuelles Verlangen abgesprochen, wenn sie sich dann doch als sexuelle Personen zeigen, werden sie in der Gesellschaft als gefährlich und sündhaft abgestempelt.
Slut Shaming im Nachtleben
Offen über Sex zu sprechen – also female Sexspeech – ist auch in der Club, Kunst oder Musikszene noch immer weitgehend tabuisiert. Frauen, die ihre Sexualität öffentlich ausleben, erleben Slut Shaming, weil sie es wagen, als sexuelle Wesen mit eigenen Bedürfnissen aufzutreten und diesen Raum für sich zu beanspruchen.
Das Verhalten von weiblich gelesenen Menschen im Nachtleben – die Art, wie sie tanzen, sich kleiden und ihre Sexualität ausleben – wird von allen Geschlechtern mehr und anders bewertet als es für männlich gelesene Personen der Fall ist.
Auswirkungen
Durch dieses Verhalten wird soziale Kontrolle von weiblich gelesenen Personen durch Be- und Abwertung ihrer Sexualität ausgeübt und im Patriarchat gegebene Machtstrukturen aufrechterhalten.
Außerdem basiert Slut Shaming auf Sex-Negativität, Sex wird als etwas Verbotenes, Unmoralisches und Schlechtes dargestellt. Das kann sich langfristig auf die feminine Sexualität auswirken – dabei ist ein positiver, nicht-objektivierender Umgang mit Sexualität, ebenso wie einvernehmlicher Sex in allen Varianten und für alle Beteiligten und Geschlechter etwas Natürliches und Schönes.
Die Doppelmoral des Slutshamings
Slut Shaming offenbart eine deutliche Doppelmoral. Das Wort “Schlampe” wird ohne Kontext automatisch weiblich interpretiert. Bei Männern gilt sexuelle Aktivität weitgehend als etwas Positives. Männlich gelesene Personen sollen und dürfen jederzeit und jede Menge Sex haben und offen darüber sprechen. Nur wenn Männer wenig oder keinen Sex haben, stimmt etwas nicht (was auch abwertend und toxisch wirkt)
Frauen sollen währenddessen keine Schlampen, gleichzeitig jedoch sexy und attraktiv sein. Das ist nicht nur anstrengend, sondern auch ein ziemlich schmaler Grat und wenn er überschritten ist, entscheidet das Urteil von außen. Dieses Urteil kommt aber nicht nur von Männern, dieser verinnerlichte Sexismus ist auch in weiblich gelesenen Personen zu finden.
Das Gegenteil der Schlampe?
Schauen wir uns an, was dem Konzept der “Schlampe” gegenübersteht, können wir sehen was für andere Möglichkeiten der Abwertung gesellschaftlich für weiblich gelesene Personen wirken – prüde, langweilig, frustriert, weil ihr nun angeblich der Sex fehlt. Somit bleibt FLINTA*s nur ein schmaler, fast unmöglicher Grat, auf dem sie sich gesellschaftlich akzeptiert verhalten können.
Slut Claiming
Die Praxis des Slutclaimings, also die selbstbestimmte Verwendung und Selbstbezeichnung des Begriffs, strebt nach einer Entstigmatisierung und soll Widerstand denen entgegensetzen die versuchen, Körper, Kleidung, Sexualität von weiblich gelesenen Personen zu kontrollieren und zu unterdrücken. Indem der Begriff selbstbezogen verwendet wird, wird die eigene Sexualität zurückgewonnen und die Willkürlichkeit dieser Beschimpfung sichtbar gemacht.
Außerdem müssen wir uns die aufgezeigte Doppelmoral, ihre Unsinnigkeit und negativen Auswirkungen immer wieder klar machen und auch unsere eigenen Bewertungen und erlernten Sexismen konstant reflektieren.